Donnerstag, 10. November 2016

Still a cheap pancake: the Neewer /Meike 35mm f/1.7

Sony NEX-3N mit Neewer 35mm f/1.7 bei f/1.7

Neewer und Meike haben im Mai 2016 insgesamt vier Linsen angekündigt, die es dann im Laufe des Sommers tatsächlich weltweit zu einem echten Schnäppchenpreis zu kaufen gab. Na ja bis auf eines der vier Objektive: das 25mm f/0,95. Da werden dann etwas mehr als 500 Euro fällig. Allerdings ist das wiederum für ein Objektiv mit einer Lichtstärke von 0.95 schon wieder eher billig.
Ich bin ganz ehrlich, das Meike/ Neewer 25mm f/0.95 kann ich mir (nur zum Ausprobieren) nicht leisten, ist mir am Ende doch schlicht zu teuer. 
Aber die anderen drei Linsen sind schon ganz interessant und mit Preisen zwischen 70 und 80 Euro wirklich bezahlbar. Interessant vor allem deswegen, weil sie mit nativen Bajonetten der üblichen (weil meistverkauften) verdächtigen Spiegellosen (EOS-M, Nikon-1, Sony E-Mount, Microfourthirds) ausgestattet sind. Das macht sie zu echten Pancakes, weil man auf die teils unförmigen, großen und schweren Adapter verzichten kann.
Meike und Neewer überbieten sich in der Werbung für ihre Billig-Objektive gegenseitig, guckst Du hier:



Was ist am Ende davon wirklich wahr, was gelogen? Schauen wir mal.
Positiv ist erst einmal das Feeling beim Auspacken und ersten Befummeln des Objektivs. Es ist aus vollem Metall (nicht gerade üblich heutzutage) und lässt sich mit relativ breiten und gut fassbaren Ringen fokussieren und abblenden. Leider ist der Blendenring ohne irgendwelche Raster, man gleitet quasi von Blende zu Blende ohne eigentlich ganz genau zu wissen, was man da eingestellt hat.
Der Fokussierweg ist schön lang, man kann problemlos- so man mit Fokus-peaking, wie bei den Sony's arbeiten kann- die Schärfe einstellen.

Sony NEX-3N mit Neewer 35mm f/1.7 bei f/4.0 : man beachte die Verzeichnung unten

Sony NEX-3N mit Neewer 35mm f/1.7 bei f/1.7

Sony NEX-3N mit Neewer 35mm f/1.7 bei f/1.7

Bei Offenblende ist zumindest die Bildmitte rasiermesserscharf- da gibt es nichts zu meckern. Richtung Rändern sieht es dann schon anders aus. Erst beim Abblenden ab f/4.0 wird das Bild zum Komponieren wirklich nutzbar. Gleichzeitig fällt eine für 35mm Brennweite doch ungewöhnlich starke Verzeichnung auf. Nicht ganz so stark wie beim 28mm/2.8, aber doch deutlich erkennbar. Lightroom oder andere Konverter helfen dan nicht viel, denn durch die fehlende Kommunikation zwischen Kamera und Objektiv gibt es keine sinnvollen Profile, um die Verzerrungen zu korrigieren.
Durch die größere Öffnung des 35mm- Objektivs scheint die Vorderlinse auch deutliche Schwächen im Gegenlicht zu haben, die Flares sind nicht nur auffällig, sondern wirklich störend. Eine passende - eventuell helfende- Gegenlichtblende liegt dem Lieferumfang nicht bei. Bei einem Filterdurchmesser von 49mm sollte ein, mehr oder weniger günstigen Ersatz zu finden sein (Leica, Voigtländer etc.).

Sony NEX-3 mit Neewer 35mm/1.7 bei f/5.6

Sony NEX-3N mit Neewer 35mm f/1.7 bei f/2.0

Typische purple fringing und  andere unschöne Verfärbungen sind leider auch recht heftig, wenn man nahe der Offenblende fotografiert. Bei Landschaftsfotografen, die gerne bis f/11 abblenden sicher kein Problem. Siehe hier (Blende 8 und 11):




Fassen wir zusammen: das Teil ist klein, kompakt, leicht und wirklich billig. Aber die vielen unschönen Nachteile sind eben auch zu bedenken. You get what you pay for. So ist das eben.





Wer kein Problem mit dem manuellen Fokussieren hat, immer brav abblendet oder sich bei Arbeiten bei Offenblende ordentlich vorsieht, bekommt für einen Appel und ein Ei eine wirklich gebrauchsfähige Alternative zu den doch recht "Preis-trächtigen" Sony-Objektiven. Die kultigen Sigmalinsen bei 19, 30 und 60mm will ich natürlich nicht unterschlagen. Sie sind recht preiswert (ab 150,- Euro) und zumindest bei 30 und 60mm ebenfalls rasiermesserscharf. Doch hier geht es eben erst bei Blende 2.8 los. Was gibt es ansonsten für Alternativen bei den anderen Spiegellosen?
Grundsätzlich all die vielen alten Objektive mit teils hervorragenden Abbildungseigenschaften schon bei Offenblende. Stellvertretend seien hier nur mal das Canon FD 35mm f/2.0 oder der Minolta Rokkor 35mm F/1.8 genannt. Wie auch immer, ich muss die alten Linsen adaptieren und das kostet am Ende nicht nur extra Geld, sondern vor allem werden die Kombinationen aus Adapter und Linsen schwerer, länger und unhandlicher, als bei nativen Gläsern. Und die Preise für die alten Objektive sind mittlerweile zum Teil jenseits von Gut und Böse.
Für die EOS-M-Fans auf jeden Fall das 22mm/2.0-ebenfalls günstig und optisch traumhaft gut bei diesem Preis (ab 160,- Euro). Microfourthird bietet etliche Linsen in diesem Brennweitenbereich an: Panasonic 14mm f/2.5 (ab 270,- Euro), Panasonic 15mm f/1.7 (ab 480,- Euro), Olympus 17mm F/1.8 und /2.8 (ab 440,- Euro bzw. 230,- Euro); also alles in allem doch recht teuer, aber eben mit gutem und schnellen Autofokus. 
Wer es ganz billig und leicht braucht und mit den Nachteilen leben kann, für den sind die Neewer und Meike-Objektive sinnvoll. Ansonsten dann doch eher ein paar Euro sparen und dann die Alternativen mit Autofokus und besserer optischen Abbildung kaufen.
Abschließend noch ein paar Fotos, die ich in den letzten Wochen mit dem Neewer 35mm f/1.7 geschossen habe.












Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen